Der direktdemokratische Sonderfall Schweiz verlangt während Abstimmungen nach einem gut informierten Souverän. Die Tageszeitungen gelten laut Umfragen während Abstimmungen zu den wichtigsten Informationsquellen. Außerdem zeigt sich in der Schweiz eine sehr spezifische Zeitungslandschaft. Es dominieren regionale Zeitungen mit Monopolstellung. Diese Konstellation bedingt, normativ gesehen, eine diskursive und breite Berichterstattung in jedem einzelnen Blatt. Hier knüpfen die zentralen Forschungsfragen der Arbeit an: Verfolgen Zeitungen eine redaktionelle Linie während Abstimmungen? Was sind die Gründe dafür und hat diese einen Einfluss auf das Wahlverhalten?
Das Hauptaugenmerk der Arbeit liegt in der Erarbeitung eines Instrumentariums, um die Zeitungen mit Hilfe einer Inhaltsanalyse in einem politischen Raum zu verorten und mit Hilfe weiterer Sekundärdaten die Gründe für die eventuell vorhandene redaktionelle Linie zu erörtern. Untersucht wurde die Berichterstattung der zehn auflagenstärksten Deutschschweizer Tageszeitungen während der Abstimmung zur Personenfreizügigkeit im Herbst 2005.
Weil das Datenmaterial nur eine Abstimmung umfasst, sind die Ergebnisse kaum für allgemeine Aussagen nutzbar. Das erarbeitete Instrumentarium verspricht hingegen interessante Erkenntnisse bezüglich der möglichen Gründe einer redaktionellen Linie (Regierungstreue, Medieneinfluss, parteiliche oder ökonomische Ausrichtung).
Redaktionelle Linien von Deutschschweizer Tageszeitungen
Inhaltsanalyse während der Eidgenössischen Abstimmung über die Personenfreizügigkeit am 25. September 2005