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Putins Nachfolger

Die russische Präsidentschaftswahl 2008 in den Fernsehnachrichten der Sender Pervyj kanal, Rossija und NTV

Im März 2008 wählte Russland einen neuen Präsidenten: Medvedev löste Putin als Staatsoberhaupt ab. Ob der Regierungskandidat auch in den Abendnachrichten der drei reichweitenstärksten föderalen TV-Sender – Pervyj kanal, Rossija und NTV – gegenüber der Opposition gewonnen hat, ist Thema dieser Arbeit.
Der Untersuchungsschwerpunkt ist die Erfüllung der politischen Medienfunktionen und publizistischen Qualitätskriterien in der Wahlberichterstattung. Die Nachrichten zwei Wochen vor der Wahl und die Sondersendungen am Wahltag wurden bezüglich der Präsenz der Kandidaten Bogdanov, Žirinovskij, Zjuganov und Medvedev sowie der Berichterstattungsart über diese inhaltsanalytisch untersucht: Ferner wurden visuelle Aspekte berücksichtigt sowie eine Bewertungsanalyse durchgeführt, um Einseitigkeiten aufzudecken. Die Ergebnisse geben Hinweise auf Instrumentalisierungstendenzen des Fernsehens durch die Politik, das Stadium des Transformationsprozesses und das Mediensystem.
Die Analyse zeigt eine noch lückenhafte Erfüllung der Qualitätsanforderungen und Medienfunktionen der teilweise oder indirekt staatlichen Sender, die partiell als Sprachrohr für den Staat fungieren. Aktuelle Entwicklungen deuten auf Rückschritte im Transformationsprozess hin: Vielfach ist hier von einer „Re-Sowjetisierung“ die Rede. Die proportionale Ausgewogenheit oder unterschiedliche Kandidatendarstellung in den Nachrichten sind bedeutende Analyseresultate.