transfer 13(4) » Rezeptions- und Wirkungsforschung

Public Value oder Public Waste?

Eine qualitative Analyse der Bewertung der Online-Angebote von ARD und ZDF aus Nutzersicht

In den letzten Jahren sind die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten verstärkt wegen ihrer gebührenfinanzierten Sonderstellung und vermeintlicher Überschreitung ihres gesetzlich vorgeschriebenen Auftrages unter Legitimationsdruck geraten. Medienpolitisch besonders umstritten ist ihre Internetpräsenz, von der sich private Sender und Verlage bedroht fühlen. Lösung verspricht eine Konkretisierung des öffentlich-rechtlichen Auftrags durch den 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrag und sein Drei-Stufen-Test, dem in Zukunft die öffentlich-rechtlichen Internetangebote unterzogen werden müssen um u.a. zu prüfen, ob diese dem Auftrag entsprechen und einen „Public Value“, also Mehrwert, bieten. Dieser sieht jedoch keine Mitsprache des Publikums vor –was dem eigentlichen Public Value-Gedanken, der die Zusammenarbeit von Anbieter und Nutzer betont, widerspricht. Hier will die vorliegende Arbeit Abhilfe schaffen: Zentrales Erkenntnisinteresse ist, mittels einer empirischen explorativ angelegten Studie, die bislang vernachlässigte Nutzersicht zu ermitteln und zu prüfen, ob die Angebote den qualitativen Maßstäben des Publikums entsprechen und tatsächlich lohnenswerten „Value“ oder eher nutzlosen „Waste“ bieten. Dazu wurde eine Gruppendiskussion mit Teilnehmern unterschiedlichen Alters, Geschlechts und Nutzungsverhaltens der Onlineangebote durchgeführt, die zeigt, dass die öffentlich-rechtlichen Anbieter und die aktuellen medienpolitischen Maßnahmen den Publikumsbedürfnissen bzw. dem Mehrwert-Gedanken nicht unbedingt gerecht werden.