Persönliches Publizieren im World Wide Web hat zur Herausbildung dynamischer Öffentlichkeitssphären geführt, die traditionelle Massenmedien aufgrund ihrer mangelhaften diskursiven Möglichkeiten nicht erschaffen können. Anhand von Jürgen Habermas’ Öffentlichkeitsideal untersucht diese deduktive Arbeit das Verhältnis zwischen persönlichem Publizieren und Öffentlichkeit mit einem Fokus auf Weblogs als exemplarische Social-Software-Anwendung im Web 2.0. Basierend auf den Befunden empirischer Studien wird verdeutlicht, dass sowohl Weblog-Nutzungen als auch die Art der sich in der Blogosphäre herausbildenden Öffentlichkeiten überwiegend persönlicher Natur sind. Habermas’ normatives Konstrukt wird aufgrund Ausschlussmechanismen sowie der ungleichen Verteilung von Aufmerksamkeit in der Blogosphäre als insuffizient für ihre theoretische Beschreibung erachtet; vielmehr ist sie mit der von ihm beschriebenen literarischen Öffentlichkeit vergleichbar. Es wird geschlussfolgert, dass die Relevanz von Weblogs als persönlichem Publikationsformat im Web in deren Fähigkeit liegt, die Öffentlichkeitssphäre zu bereichern, indem sie einem breiten Publikum eine größere Meinungs- und Themenvielfalt bieten als die Massenmedien.