transfer 18(1) » Neue Informations- und Kommunikationstechnologien

Online- vs. Offline-Campaigning?

Eine explorative Untersuchung der veränderten Rolle von NGOs als Träger politischer Partizipation

Das Medium Internet kann ohne viele Ressourcen bedient werden. Dadurch konnten Hybridorganisationen, neue Akteure der Zivilgesellschaft, entstehen. Sie zeichnen sich durch das flexible Aufsetzen von politischen Online-Kampagnen aus. Für ihre Aktionen gewinnen sie in kurzer Zeit viele Menschen, denn die Beteiligung erfolgt einfach und kostensparend.
Die Wirkungen der Online-Kampagnenführung auf die Rolle von NGOs als Träger politischer Partizipation sind Thema dieser Arbeit. Diese blieben in der bisherigen Forschung weitestgehend unbeachtet.
Dazu wurden vier qualitative Leitfadeninterviews mit Vertretern der NGOs Campact und Greenpeace durchgeführt. Während Hybridorganisationen von den geringen Kosten und der Schnelligkeit des Internets hinsichtlich ihrer Kampagnen-Organisation und -Mobilisierung profitieren, erfahren klassische NGOs über die Verbreitungsmöglichkeit und Interaktionsfunktion der Social Media-Kanäle eine erweiterte Zielgruppenakquisition. Der Einsatz von Online-Kampagnen intensiviert die Mitgliedereinbindung, die allerdings von einer schwachen qualitativen Partizipationsdimension geprägt ist. Die Online-Partizipation wird von den NGOs lediglich als Einstieg betrachtet, der kollektive Handlungen in der Offline-Welt nach sich ziehen soll. Diese sind unvermindert nicht nur für den Aufbau einer kollektiven Identität bedeutend, sondern sorgen auch für eine hohe Medienberichterstattung, die den Kampagnen politische Wirkung verspricht.