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Online-Hassrede als Antwort auf Musikvideos?

Eine quantitative Inhaltsanalyse von YouTube-Kommentaren zu Pop- und lateinamerikanischen Popmusik-Videos

Diese Studie analysierte die Art des Feedbacks, das Musikvideos von Künstlerinnen und Künstlern auf YouTube erhalten. Diese Recherche untersucht ob es Unterschiede in Bezug auf das Geschlecht der Künstler und ihre Musikgenres, Pop und Latin Pop, gibt. Die Studie untersuchte auch, ob die in den Videos dargestellte Sexualisierung die Anzahl feindseliger Kommentare erhöht. Die gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit wurde als Theorie benutzt. Eine quantitative Inhaltsanalyse untersuchte die beliebtesten Kommentare von 20 Musikvideos (N = 3600). Das Codebuch dieser Untersuchung umfasst 24 Kategorien und weist eine gute Zuverlässigkeit auf (γ = .85 – 1,00; κ = .81 – 1,00). Für die statistische Datenanalyse (Frequenzen, χ²-Tests) wurde die Software RStudio verwendet.

Die Ergebnisse zeigen, dass ein geringes Maß an feindseligen Kommentaren unter Musikvideos (1%). Die meisten Kommentare sind positiv und zeigten eine Wertschätzung für den Künstler. Hinsichtlich der geschlechtsspezifischen Unterschiede erhielten Frauen insgesamt deutlich mehr Feedback und mehr positive Kommentare zu ihrem Aussehen. Was feindselige Reaktionen betrifft, so erhielten Künstlerinnen tendenziell mehr sexuelle und sexistische Kommentare als Künstler, aber der Unterschied war nicht signifikant. Musikvideos mit hoher Sexualisierung (Latin Pop) erhielten mehr sexuell aggressive Kommentare als Musikvideos mit geringer Sexualisierung (Pop), dies war die einzige Hypothese, die akzeptiert wurde. Das Testen der dritten Hypothese der Studie zeigte, dass es in Musikvideos ein Tradition der Sexualisierung gibt und das Objektifizieren von Frauen in geringem Maße kritisiert wird. Künstlerinnen wurden in Bezug auf die Sexualisierung, die sie in Musikvideos zeigten, stärker kritisiert. Die Ergebnisse dieser Untersuchung und das Codebuch können als Grundlage für weitere Studien über die Kommentare von Online-Hassrede-Musikvideos oder zur Planung anderer Untersuchungen mit dem gleichen Thema, aber einer anderen Methode, dienen.