Die Bedeutung von Social Media (SM) für politische Öffentlichkeit ist bislang schwer einschätzbar. Verschiedene Probleme stehen einer Einordnung der neuen Partizipationsangebote im Netz in Theorien öffentlicher Kommunikation im Weg: SM-Plattformen vereinen Sparten von Internetkommunikation wie Personal Messaging, (Micro-)Blogging und Content-Bewertung – diese werden bisher nur isoliert betrachtet. Auch ist die Grenze zwischen Kommunikator und Publikum in SM effektiv aufgehoben und die Zahl der Kommunikationsteilnehmer variiert je nach Thread, Plattform und Thema. Die bisherige wissenschaftliche Bewertung der Leistungsfähigkeit von gesellschaftlichen Öffentlichkeiten fußt auf Grenzziehungen, die in SM verwischen.
Diese Arbeit schlägt daher eine funktionale Perspektive auf Kommunikation in SM vor: Die kommunikativen Mechanismen von SM-Plattformen werden angebotsübergreifend identifiziert und kategorisiert, und es werden vier Funktionen abstrahiert: Kreation, Publikation, Aggregation und Hiercharchisierung von Content. Diese werden hinsichtlich ihrer Leistungsfähigkeit im Sinne des Öffentlichkeitsmodells von Gerhards und Neidhardt betrachtet. Die vielschichtige, dynamische Kommunikation auf SM-Plattformen lässt sich anhand der Öffentlichkeitsebenen dieses Modells ordnen. Die vorgestellten Funktionen werden abschließend als Ansatzpunkte für zukünftige empirische Forschung diskutiert.