Sprachassistenzsysteme wie Alexa von Amazon oder Apples Siri erfreuen sich an globaler Beliebtheit. Dabei fällt auf: Sprachassistenzsysteme werden oftmals allein anhand ihres Produktnamens weiblich gelesen. Sprachassistenzsysteme gelten demnach als feminisiert. Doch diese geschlechtsspezifische Wahrnehmung bleibt laut öffentlicher Kritik nicht ohne Folgen. Demnach repräsentieren Sprachassistenzsysteme ein überholtes Frauenbilds, da sich die Technologien jederzeit gefügsam und ohne jeden Widerspruch dem Willen ihrer Nutzer*innenschaft beugen. Das könne wiederum Vorurteile gegenüber reellen Mädchen und Frauen produzieren und verfestigen.
Der Gegenstand der Masterarbeit ist dem Gebiet der Mensch-Maschine-Interaktion zuordenbar und lässt sich gleichsam in der kommunikations- und medienwissenschaftlichen Stereotypisierungsforschung verorten. Theoretische Grundlagen wurden dem CASA-Paradigma und der Media Equation entnommen. Demnach sind sozialwissenschaftliche Erkenntnisse auch auf Technologien übertragbar. So können nicht allein Menschen, sondern auch Sprachassistenzsysteme stereotypisiert und diskriminiert werden.
Die Feminisierung von Sprachassistenzsystemen wird in den Medien umfassend problematisiert. Bisherigen Beiträge ließen jedoch empirische Belege vermissen. Im Zuge der Masterarbeit wurde sich unter der Fragestellung „Inwiefern assoziieren Nutzer*innen weibliche Stereotype mit feminisierten Sprachassistenzsystemen?“ dieser Forschungslücke angenommen. Mittels einer quantitativen Befragung wurden empirische Daten zu dieser Thematik gesammelt und in den Kontext der öffentlichen Debatte gesetzt. Insgesamt 318 Nutzer*innen von Sprachassistenzsystemen schätzten in einer Online-Befragung ihr Verhalten hinsichtlich der Stereotypisierung der von ihnen genutzten Sprachassistenzsysteme ein. Ihre Antworten wurden hypothesenprüfend in Hinblick folgender drei Themenschwerpunkte ausgewertet: Der Relation der Aspekte der Feminisierung von Sprachassistenzsystemen, der Stereotypisierung von Sprachassistenzsystemen und dem verbalen Missbrauch in Form von Beleidigungen in einem geschlechtsspezifischen Kontext.
Die Ergebnisse der Masterarbeit konnten keine eindeutige geschlechtsbezogene Stereotypisierung von Sprachassistenzsystemen nachweisen. Es wurde jedoch deutlich, dass der Produktname, die Stimme der Sprachausgabe und das Verhalten der Technologie maßgeblich die geschlechtsspezifische Wahrnehmung der Sprachassistenzsysteme prägen. Bei der Wahrnehmung von Sprachassistenzsystemen als weiblich handelt es sich folglich um einen Status Quo. Weiterhin wurde die Prävalenz des verbalen Missbrauchs von Sprachassistenzsystemen erkennbar. Diese Erkenntnisse lassen sich wiederum in einem gesamtgesellschaftlichen Kontext als problematisch bewerten und knüpfen somit an die bisherige Kritik an.