transfer 21(1) » Rezeptions- und Wirkungsforschung

„Nieder mit der Lügenpresse“

Eine empirische Untersuchung zum Zusammenhang von Medienvertrauen, persönlichen Einstellungen, Politikvertrauen und dem hostile media effect am Beispiel der Flüchtlingsberichterstattung.

„Die Lügenpresse“ – ein Wort, das seit PEGIDA für ein wachsendes Misstrauen in das Mediensystem steht. Diese Arbeit befasst sich mit der Frage, in welchem Zusammenhang Medienvertrauen, Politik- und Demokratievertrauen sowie Einstellungen von RezipientInnen stehen und welchen Einfluss Einstellung und Medienvertrauen auf die Wahrnehmung unterschiedlicher Medienberichte haben.
Umgesetzt wurde dies an Hand des Themas Aufnahme von Flüchtlingen in Österreich, mittels eines experimentellen Fragebogens mit unterschiedlich geframten Artikeln.
Die Ergebnisse zeigen, dass Politik- und Medienvertrauen bei allen Teilnehmern gering sind. Abseits davon sind es besonders konservativere Personen, die Medien, aber auch der Demokratie, eher misstrauen. Es zeigt sich weiter, dass negatives Demokratie- und Politikvertrauen sich negativ auf Medienvertrauen auswirken, somit Einstellung, Demokratievertrauen und Medienvertrauen zusammenhängen. Bezogen auf konkrete Medienberichte lässt sich beobachten, dass konservativere Personen und Personen mit eher negativer Einstellung gegenüber dem Thema Flüchtlinge gespalten sind. Einerseits unterstellen sie Medien eine liberale Grundhaltung zum Thema Flüchtlinge. Andererseits interpretieren sie Fakten in ihrem Sinne, selbst wenn sie ihrer eigenen Anschauung widersprechen. Somit kann ein komplexer Zusammenhang zwischen Medien- und Demokratievertrauen, konservativen Wertehaltungen und der Beurteilung von Medienberichten beschrieben werden.