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Nicht mehr das, was es mal war?

Eine empirische Studie zum Einfluss wahrgenommener Phubbing-Normen auf das Phubbingverhalten in generationalen Interaktionen

Sind persönliche Gespräche nicht mehr das, was sie einmal waren? Inzwischen ist es zum Standard geworden, „permanently online, permanently connected“ zu sein. Dabei gilt die Erwartung, jederzeit für die digitale Kommunikation mit anderen bereit zu sein, was Menschen davon abhält, ihr Smartphone für längere Zeit wegzulegen. Deshalb zücken viele auch in sozialen Interaktionen das kleine Gerät – vor allem, wenn es zuvor vibriert oder geklingelt hat. Phubbing bezeichnet das Phänomen in sozialen Interaktionen andere vor den Kopf zu stoßen, weil man sich mit dem eigenen Handy beschäftigt, anstatt mit den Anwesenden. Obwohl Phubbing weit verbreitet ist, wird es von vielen Menschen als unangebracht und verletzend empfunden. Dabei spielt bei der Wahrnehmung von Phubbing-Normen oft das Alter eine entscheidende Rolle.

Diese Studie untersucht den Zusammenhang von sozialen Normen und individuellem Phubbingverhalten in intra- und intergenerationalen Interaktionen, um herauszufinden, wie die Wahrnehmung von deskriptiven und injunktiven Phubbing-Normen das persönliche Phubbingverhalten beeinflusst. Bei deskriptiven Normen handelt es sich um die wahrgenommene Verbreitung eines Verhaltens in einer Bezugsgruppe und bei injunktiven Normen um die wahrgenommene Akzeptanz eines Verhaltens innerhalb der Bezugsgruppe.

In einer Online-Befragung mit 209 Teilnehmenden im Alter von 17 bis 83 Jahren, die für den Zweck der Untersuchung in eine jüngere und eine ältere Altersgruppe geteilt wurden, wurde die Wahrnehmung der Phubbing-Normen, das individuelle Phubbingverhalten sowie die Bezugsgruppenidentität erhoben. Die Ergebnisse zeigten, dass die Wahrnehmung, dass Phubbing innerhalb der eigenen Altersgruppe verbreitet ist (deskriptive Norm) und akzeptiert wird (injunktive Norm), das individuelle Phubbingverhalten in intra- sowie intergenerationalen Interaktionen positiv beeinflusst. Die deskriptiv-normative Wahrnehmung, dass Phubbing in der anderen Generation verbreitet ist, hat einen positiven Einfluss auf intergenerationales Phubbingverhalten. Die injunktive Phubbing-Norm in der anderen Generation hat dagegen keinen Einfluss auf intergenerationales Phubbingverhalten. Der Zusammenhang zwischen deskriptiven Phubbing-Normen und intergenerationalem Phubbingverhalten wird bedingt moderiert durch die Ähnlichkeit, die man zwischen sich selbst und der eigenen sowie der anderen Generation empfindet.