Seit den 1990er Jahren forscht die Kommunikationswissenschaft zum Thema Nachrichtenqualität. Zeit für einen Überblick: Wie wird Qualität hergestellt, gesichert und gemessen? Welche Standards erkennen und fordern Mediennutzer? Die Arbeit vergleicht 14 Studien der Qualitätsforschung und ordnet sie anhand dreier Perspektiven zum Journalismus (System- und Demokratietheorie, akteursbezogene Handlungstheorien, ökonomisch-publikumsorientierte Perspektive).
Neu ist hier die Qualitätsbewertung anhand von Arbeitsprozessen aus der journalistisch-redaktionellen Praxis, statt anhand des Medienprodukts. Das Konzept der Publizistischen Qualität wird erstmals in einem integrativen Modell unter Einbezug der drei Perspektiven und dreier Qualitätsdimensionen (Inhalte, Strukturen, Akteure) visualisiert. Anschließend wird die Anwendbarkeit der Kriterien in der Forschung diskutiert und neue Methoden der Rezipientenforschung, wie die Live-Tweet-Analyse, vorgeschlagen. Es zeigt sich, dass die Rezipientenperspektive in der Qualitätsforschung an die neue Realität angepasst werden muss: Durch die Digitalisierung emanzipiert sich der Rezipient vom Konsumenten zum „Prosumenten“: Er wird ein „Inhalte produzierender Akteur“ im Mediensystem.
Die Arbeit gibt Anregungen für Medienpraktiker, zeigt Potentiale der Forschung auf und fordert vor dem Hintergrund der aktuellen Glaubwürdigkeitsdebatte die Förderung von Medienkompetenz bei Nutzern.