Er war der beliebteste Politiker des Landes, ein bis dato einzigartiges Phänomen in der deutschen Politik: Karl-Theodor zu Guttenberg. Selbst als die Medien ihn in Februar und März 2011 als „Dr. Copy-Paste“ schmähten, schienen große Teile der Bevölkerung noch treu zu ihm zu stehen. Das wunderte die medialen Agenda-Setter, dabei waren sie selbst eine zentrale Ursache des Hypes.
Direkte Politikerfahrung ist in der repräsentativen Demokratie auf wenige Ausnahmen beschränkt, der Hauptanteil politischer Information entspringt den Massenmedien. Daher untersuchte die Arbeit die Berichterstattung der Printleitmedien über Guttenberg zwischen November 2008 und April 2010.
Auffällig war zunächst die große Menge der Berichterstattung, aber auch deren Art. Ein erstaunlich hoher Anteil der Artikel drehte sich nicht etwa um Politik, sondern um die Person Guttenberg. Adelsstatus, Erscheinungsbild – unpolitische Eigenschaften fanden häufig Eingang in die Berichterstattung. Politikberichterstattung ist generell eher kritisch. Das Medienecho im Fall Guttenberg aber war über 18 Monate hinweg deutlich positiv, selbst während der Kunduz-Affäre. Guttenbergs Image wurde positiv geprägt durch seine Leadership-Fähigkeiten und unpolitischen Eigenschaften. Eher zu seinem Nachteil gereichte ihm die Thematisierung seiner Sachkompetenz.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Presse wesentlich half, das Bild des M(iniste)r Perfect zu formen. Das Phänomen Guttenberg ist auch ein mediengemachtes.
M(iniste)r Perfect?
Das Phänomen zu Guttenberg - Personalisierung und Image in der Politikberichterstattung. Eine Inhaltsanalyse der deutschen Printleitmedien