Mit der Ausweitung computervermittelter interaktiver Kommunikation im Internet hat die Frage nach interpersonaler Beeinflussung in diesem Medium für die angewandte Kommunikationsforschung erheblich an Relevanz gewonnen. In diesem Zuge wird dem Konzept des Meinungsführers wieder verstärkt Bedeutung zugebilligt, da dieser online, so die Annahme, ein potenziell unbegrenztes Publikum erreichen könne.
Diese theoretisch orientierte Arbeit widmet sich kritisch der Frage, inwieweit sich das Meinungsführerkonzept auf die Online-Kommunikation übertragen lässt. Hierzu wird systematisch und unter Rückgriff auf bislang vorliegende Studien untersucht, inwieweit sich die veränderten Rahmenbedingungen im Internet – etwa Anonymisierung, erleichterter Wissenszugang und Vernetzung – auf Parameter wie die Herausbildung von Meinungsführerschaft, deren Funktionen, Einflussbereich und die Meinungssuche auswirken.
Im Ergebnis zeigt sich, dass der Trend, der sich in Bezug auf Meinungsführerschaft allgemein erkennen lässt – weg von der festen Verankerung des Meinungsführer in der homogenen Gruppe hin zur Positionierung im losen, offenen und heterogenen Netzwerk – online erheblich verstärkt. Interpersonaler Einfluss ist auch im Internet wahrscheinlich, nur lässt sich immer weniger vorhersehen, wann, wie und wem gegenüber er wirksam wird. Das klassische, recht statische Verständnis von Meinungsführerschaft sollte daher im Rahmen von Internetforschung überdacht und zumindest adaptiert werden.
Meinungsführerschaft im Internet
Zur Übertragung des Meinungsführerkonzeptes auf die computervermittelte Kommunikation