Durch die Corona-Pandemie verbringen viele Menschen anstelle von sozialen Kontakten mehr Zeit mit Medien und den darin auftretenden Medienpersonen. Sie interagieren mit diesen „parasozial“ und widmen sich dadurch vermehrt dem Aufbau und der Pflege parasozialer Beziehungen. Gleichzeitig stellt das Vertrauen in Medien durch deren zentrale Rolle in der Kommunikation von Pandemie-Neuigkeiten ein noch wichtigeres und aktuelleres Thema dar, als es ohnehin der Fall ist. Die vorliegende Arbeit schlägt erstmals eine Brücke zwischen diesen beiden Konstrukten und untersucht folgende Forschungsfrage: Gibt es einen Zusammenhang zwischen parasozialen Beziehungen zu non-fiktionalen Medienpersonen im Fernsehen und dem Medienvertrauen in Deutschland?
Mithilfe von Daten aus einer quantitativen online-Umfrage (n = 189) wird der positive Einfluss der parasozialen Beziehung zu einer selbst gewählten Lieblings-Medienperson auf das Vertrauen in diese Medienperson zunächst repliziert und im folgenden auf das Vertrauen in das Format sowie den Sender des Formats der Medienperson untersucht. Hier finden sich zwar kleine, aber signifikante Ergebnisse. Zu der Hypothese, dass die Neigung einer Person zum Aufbau parasozialer Beziehungen das Vertrauen in „die Medien“ allgemein positiv beeinflusst, lassen sich keine signifikanten Ergebnisse feststellen.
Die Arbeit kommt zu dem Schluss, dass freundschaftliche parasoziale Beziehungen bereits bestehendes Medienvertrauen verstärken können, besonders in Bezug auf das Vertrauen in einzelne Medienpersonen sowie deren Formate. Auf das Vertrauen in die Sender dieser Formate können hier wiederum indirekte Einflüsse parasozialer Beziehungen angenommen werden. Diese Effekte sind aber nicht groß genug, um die Möglichkeit einer Manipulation durch einzelne, in den Medien auftretende Personen anzunehmen.
Insgesamt liefern die Ergebnisse ernst zu nehmende Hinweise, dass die Zusammenhänge zwischen parasozialen Beziehungen und dem Vertrauen in Medien weitreichender sind, als bisher in der Forschung angenommen.