Die „Lügenpresse“ auf der einen, Vertrauenskrise auf der anderen Seite: So scheint sich das Verhältnis zwischen Medien und Publikum aktuell zusammenfassen zu lassen. Tatsächlich ist der Stand des Medienvertrauens längst nicht so eindeutig. Journalisten sind von dieser Debatte nicht nur betroffen, sondern prägen sie auch selbst maßgeblich. Wie Journalisten das ihnen entgegengebrachte Vertrauen wahrnehmen, wirkt sich wiederum auf ihre Arbeit und die Beziehung zu ihren Nutzern aus. Mit dieser Arbeit wurde daher untersucht, wie Journalisten die „Vertrauenskrise“ der Medien thematisieren und bewerten. Dafür wurde eine qualitative Inhaltsanalyse aller Artikel (N = 54) durchgeführt, die zu diesem Thema seit Oktober 2014 in sieben ausgewählten Fach- und Publikumsmedien erschienen sind (journalist, Menschen machen Medien, medium, FAZ, SZ, Spiegel, Zeit).
Die Ergebnisse zeigen, dass das Vertrauen in die Medien überwiegend negativ dargestellt wurde, obwohl mehrere Studien einen dramatischen Vertrauensverlust widerlegt haben. Besonders häufig wurde Medienvertrauen im Zusammenhang mit der Flüchtlings- und der Ukraine-Krise thematisiert. Insgesamt war die Berichterstattung selbstkritisch, medienkritische Akteure waren sehr präsent. Die Journalisten argumentierten kaum für ihre eigene Autorität und suchten die Ursachen für wahrgenommene negative Entwicklungen hauptsächlich bei sich selbst. Es ist daher anzunehmen, dass die Medien das Bild einer Vertrauenskrise mitgeprägt haben.