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Medienskepsis hausgemacht

Eine qualitative Analyse des innerfamiliären Diskurses um das Thema Medienskepsis in Deutschland

Obwohl die Relevanz des Themas Medienskepsis in Deutschland für den aktuellen gesellschaftspolitischen Diskurs nicht zu leugnen ist, bleiben die wissenschaftlichen Erkenntnisse in diesem Forschungsfeld bis heute überschaubar. Während die zentrale Rolle der Familie als Sozialisationsinstanz bezüglich der Vermittlung grundlegender Einstellungen auch im Umgang mit den Medien bereits lange bekannt ist, wurde ihre Bedeutung im Rahmen des Medienskepsis-Diskurses bisher kaum näher betrachtet. Durch die Befragung ausgewählter Familien mittels qualitativer Leitfadeninterviews trägt die vorliegende Arbeit zur Schließung dieser Forschungslücke bei.

Die Untersuchungsergebnisse zeigen, dass das Thema Medienskepsis im familiären Alltag ähnlich wie politische Themen behandelt wird. Beliebte Diskussionspartner sind dabei vor allem Gleichgesinnte. Die Familie kann als Vermittler von Medienskepsis betrachtet werden, da sich Individuen bezüglich ihres Umgangs mit den Medien gerne an Familienmitgliedern orientieren. Eine starke männliche Dominanz hinsichtlich der Meinungsführerschaft steht der Zurückhaltung der weiblichen Familienmitglieder gegenüber. Dem Thema Medienskepsis wird großes Potenzial zur Spaltung sozialer Gruppen zugeschrieben, welches in den meisten Fällen jedoch zum Wohle der Familie überwunden wird. Der Familie kommt damit eine Doppelrolle zu, da sie einerseits einen geschützten Raum für offene Diskussionen bietet, und andererseits Zurückhaltung verlangt, um Frieden zu bewahren.