transfer 8(3) » Rezeptions- und Wirkungsforschung

Mediennutzung in Vietnam

Eine explorative Untersuchung

Zeitungen dienen in Vietnam hauptsächlich als Verpackungsmaterial für Fisch, Gemüse oder als Schutzhülle für zarte Rosenblüten. Dieser Eindruck wird durch offizielle Statistiken bestätigt. Laut Unesco beträgt die Zeitungsdichte nur 4 Exemplare pro 1.000 Einwohner. Fernseher dagegen sieht man in fast allen Heimen flimmern – sogar in einfachen, abgelegenen Holzhütten. Bei näherer Betrachtung muss man aber feststellen, dass es kaum Daten über die Verbreitung der einzelnen Medien oder über Nutzungsmotive gibt. Die Arbeit unternimmt den Versuch, grundlegende Erkenntnisse über das Mediennutzungsverhalten in Vietnam zusammenzustellen.

Warum nutzen Menschen Medien? Mit der Untersuchung der Mediengewohnheiten in Vietnam konnte die Relevanz von einigen bereits aus der Literatur bekannten strukturellen Determinanten der Mediennutzung (soziogeographische, soziokulturelle und medienstrukturelle Faktoren) bestätigt werden und ganz spezifische Determinanten ermittelt werden. Zunächst musste jedoch ein umfassendes Bild der vietnamesischen Medienlandschaft gezeichnet und eine Skizze der Nutzungsverteilung der verschiedenen Medientypen angefertigt werden. Recherchen vor Ort führten zu einer Neuberechnung der Zeitungsdichte. In den Städten erreicht sie fast südeuropäisches Level.
Die Arbeit stützt sich hauptsächlich auf Interviews mit und Berichte von lokalen und internationalen Medienexperten und orientiert sich am Uses-and-Gratifications-Ansatz, an den Cultural Studies, am Lebensstilkonzept nach Rosengreen und an der Studie European Newspaper Readership (Gustafsson/Weibull 1997).