Die Stadionbesucher verleihen einem Fußballspielspiel oft erst den gewohnt feierlichen Rahmen. Zuschauer und Sport sind eine Art Symbiose eingegangen: Die Fans nutzen den Fußball und der Fußball nutzt die Fans. Trotzdem ist die Medienberichterstattung über Fußballfans oft negativ konnotiert, es scheint fast so, als habe der Fußball geradezu ein „Fan-Problem“. Diese Entwicklung und die dadurch entstehenden Diskrepanzen sind Anlass der Arbeit. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie Fußballfans die Medienberichterstattung über sich selbst wahrnehmen und welche Effekte daraus resultieren.
In qualitativen Leitfadeninterviews wurden dazu Anhänger des Berliner Fußballclubs Hertha BSC befragt. Der Schwerpunkt lag dabei auf den Unterschieden zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung, dem Medienbild sowie der Mediennutzung der Befragten. Den theoretischen Hintergrund bildet Kepplingers Modell reziproker Effekte in Verbindung mit Ansätzen des Hostile-Media-Effekts.
Ergebnisse: (1) Die Befragten identifizieren sich in einem hohen Maß mit dem Verein und dessen Fanszene und weisen eine ausgeprägte Mediennutzung dahingehend auf. (2) Der Medientenor beim Thema „Fußballfans“ wird von den Befragten als negativ wahrgenommen, es herrscht eine deutliche Diskrepanz zwischen Selbst- und (gefühlter) Fremdwahrnehmung, was von ihnen zum Großteil auf die verzerrte Berichterstattung zurückführen. (3) Reziproke Effekte treten bei den Befragten hauptsächlich in Form von re-aktiven Verhaltensweisen auf.