Jugendliche brechen ihre Lesekarrieren überwiegend in zwei kritischen Lebensphasen ab: in der Pubertät und beim Übertritt ins Erwachsenenalter. Die Arbeit konzentriert sich auf den zweiten ‚Leseknick’. Sie basiert auf einem dreiteiligen Theoriekonzept, bestehend aus Uses-and-Gratifications-Ansatz, Lebensweltkonzept und Habitus-Kapital-Konzept, und untersucht, welche Funktionen Bücher für 15- bis 20-Jährige erfüllen müssen, damit sie über die kritische Phase hinaus gelesen werden. Dabei schließt sie mediale Konkurrenten wie andere Printmedien, das Fernsehen oder das Internet mit ein und prüft, ob diese die Bedürfnisse der Heranwachsenden besser befriedigen können als Bücher. Zudem werden Einflussfaktoren aus der Lebenswelt der Jugendlichen beachtet. Die Auswertung von zehn biografischen Leitfadeninterviews zeigt, dass die befragten 15- bis 20-Jährigen in drei Gruppen eingeteilt werden können: Leseratten, Freizeitleser und Wenigleser. Neben der Zufriedenheit mit der beim Lesen erhaltenen Bedürfnisbefriedigung begünstigt insbesondere eine buchaffine Lesesozialisation die Büchernutzung der Jugendlichen. Außerdem wirkt es sich positiv auf das Leseverhalten der Befragten aus, wenn Bücher zum Stressmanagement genutzt werden können. So greifen Leseratten in Stressphasen bewusst zum Buch, um sich dadurch zu entspannen, während die anderen beiden Lesegruppe dann weniger oder gar nicht lesen.
Lesen im Kontext der jugendlichen Lebenswelt
Eine qualitative Studie zur Büchernutzung und -rezeption von 15- bis 20-Jährigen