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Leise Stimme – großes Echo

Die Persistenz von Ethnic Press am Beispiel der deutsch-jüdischen Zeitung 'Aufbau' in New York

Der „Aufbau – Americas only German-Jewish Publication“ wurde 1934 von deutschen Juden im New Yorker Exil gegründet und besteht bis heute. Er war Sprachrohr, Ratgeber, Mahner, Intellektuellenforum. Aber das Fortbestehen der 14-täglichen Zeitung ist nicht allein mit der kurzen Glanzperiode zu erklären. Deshalb wird den Gründen für die Persistenz der Ethnic Press am Beispiel der Zeitung nachgegangen.
U.a. dienten Leitfaden-Interviews mit ‚Aufbau‘-Mitarbeitern als Quellen. Es wurden zehn Thesen überprüft. Ihre Falsifikation entschied über die Bedeutung für das Fortbestehen des ‚Aufbau‘. So war es zusätzlich möglich, seine Geschichte und die Organisationsstruktur einzuflechten. Zu den Persistenzfaktoren zählte z.B. die Identifizierbarkeit der deutschen Juden als ethnische Gruppe. Die Analyse ergab, dass ihrer schleichenden Assimilation eine starke Gruppenidentität gegenüber steht. In der Funktion einer symbolisierten Institution liegt das Potenzial des ‚Aufbau‘.
Folgende Faktoren sind für die Persistenz von Ethnic Press förderlich: Fundraising, viele Anzeigen, großer Rezipientenkreis, journalistische Qualität, und v. a. Rückhalt in der Ethnic Group (Sozialfunktion, Kultur- oder Spracherhaltung, Interessenvertretung, Leitmedium für die Gruppe, Symbolisierung und auch Folklorisierung). Dass Ethnic Press als Subkultur überlebensfähig ist und in einer Marktnische einen Beitrag zu einer pluralistischen Gesellschaft leistet, zeigt die große Anzahl entsprechender Publikationen in den USA.