Schießereien, Morde, fast 50.000 Tote: Mexiko ist Schauplatz eines brutalen Drogenkriegs. Auch Journalisten werden bedroht, ermordet, viele flüchten sich in Selbstzensur – gleichzeitig entstehen neue Formate wie Blogs, die über Kartellkriminalität berichten.
In der Arbeit wurde untersucht, ob diese Narcoblogs den Massenmedien zugeschriebene Funktionen, wie die Herstellung von Transparenz, ergänzen oder übernehmen. Das Potential von Blogs ist über Mexiko hinaus relevant: Denn eine größere Öffentlichkeit ist nur durch Massenmedien vorstellbar – doch diese sind Einflüssen von politischen, ökonomischen oder kriminellen Akteuren ausgesetzt.
Explorativ erfolgte zuerst eine Literaturanalyse zu Öffentlichkeit und Onlinekommunikation, eine Bestandsaufnahme des Mediensystems in Mexiko und der Narcoblogs. Interviews mit mexikanischen Journalisten flossen in die Analyse ein.
Mit einer qualitativen Medieninhaltsanalyse wurden dann Extremereignisse und die Berichterstattung in Printmedien und Narcoblogs verglichen.
Tatsächlich sorgten Blogs teils für mehr Transparenz. Nationale Medien boten bessere Information, doch über Lokales berichten sie oft nicht. In Lokalmedien wurde das Geschehen vielfach unterdrückt. Manche Blogs trugen wichtige Informationen zur Rekonstruktion des Geschehens bei. Deren größere Offenheit können auch Kartelle für sich nutzen, andererseits erfahren Narcoblogs durch Bevölkerung und soziale Netzwerke auch schneller von Straßenblockaden und Schießereien.
Leaking stories, leaking blood
Narcoblogs als Gegenöffentlichkeit in Mexiko