Das Berufsbild des Pressesprechers ist bis heute diffus, ihm fehlen eine klare Definition und berufstypische Merkmale. Zudem leiden jene unter einem negativen Image bei ihrer wichtigsten Zielgruppe: den Journalisten. Vor allem weibliche Pressesprecher stehen aufgrund ihres Geschlechts in einem besonderen Spannungsverhältnis, was sich auf ihr antizipiertes Fremdbild und ihr Selbstverständnis auswirken kann. Doch wie sich Pressesprecherinnen sehen und welche Aufgaben sie sich zuschreiben, wurde noch nicht ausreichend betrachtet.
Dies untersucht die Arbeit auf Basis des Habitus-Feld-Kapital-Konzepts des Soziologen Pierre Bourdieu unter besonderer Berücksichtigung des Spannungsverhältnisses zwischen Fremd- und Selbstwahrnehmung. Dafür wurden qualitative, leitfadenorientierte Tiefeninterviews mit deutschen, weiblichen Pressesprecherinnen aus den unterschiedlichsten Unternehmen geführt und nicht nur Einflüsse auf beruflicher Ebene sondern auch im Bereich der Sozialisation etc. betrachtet.
Die Ergebnisse liefern einen intimen Einblick in das Selbstverständnis der weiblichen Befragten, welche aufgrund ihrer Aussagen überwiegend dem Selbstverständnistypen des „Vermittlers“ zwischen Unternehmen, den Journalisten und der Öffentlichkeit, aber auch dem Typen des „Arbeitgeber-orientierten Imagemachers“ zugeordnet wurden. Der Einfluss des weiblichen Geschlechts erwies sich dabei als sehr intimes, oft auch problematisches und verdrängtes Thema mit eher niedrigem Einfluss.
„Ladies first“ oder doppelte Ablehnung? Das Selbstverständnis von Pressesprecherinnen im Spannungsverhältnis zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung
Eine qualitative Studie zum Selbstverständnis weiblicher Pressesprecher in Unternehmen