Vergleiche zu Deutschland spielen in Frankreich eine große Rolle. Anfang 2012 machte der französische Präsident Nicholas Sarkozy auf sich aufmerksam, als er in einem Fernsehinterview fast ausschließlich Deutschlands vorbildhaftes Verhalten erwähnte. Viele Medienvertreter warfen ihm eine Fixierung auf Deutschland vor. Doch auch Medien leben vom Vergleich – zum Einordnen und Erläutern – gerade in der Auslandsberichterstattung. Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, welche Deutschlandbilder französische Medien während des Präsidentschaftswahlkampfs 2012 transportierten: klassische Klischees oder realitätsnahe Schilderungen? Gerade eine solch politisch aufgeheizte Phase kann zeigen, welche Bilder in den Köpfen dominieren.
Nach einer geschichtlichen Einordnung der dominanten Deutschlandbilder in Frankreich und den Besonderheiten der Auslandsberichterstattung, folgt eine Inhaltsanalyse der Berichterstattung der konservativen Tageszeitung „Le Figaro“, der Lokalzeitung „La Nouvelle République“ und der 20-Uhr-Nachrichten des öffentlich-rechtlichen Senders France 2.
Dem Figaro gelingt es am ehesten, ein realitätsnahes Bild zu zeichnen. France 2 zeigt im Untersuchungszeitraum wiederum ein fast ausschließlich positives Deutschland. Für La Nouvelle République spielt Deutschland kaum eine Rolle. Der kriegslüsterne Deutsche und der Romantiker sind verschwunden – bis auf wenige Ausnahmen. Geblieben ist die Wirtschaft – und im Figaro eine Deutschland und Europa dominierende Madame Merkel.
Kriegerischer Teufel, gleichwertiger Partner oder unerreichbares Vorbild?
Deutschlandbilder in französischen Medien während des Präsidentschaftswahlkampfs 2012