In der Nachrichtenwertforschung ist die Ansicht verbreitet, Nachrichten über Schäden, zum Beispiel Katastrophen, würden besonders wahrscheinlich veröffentlicht. Risikoereignisse wie technologische Unfälle zeichnen sich dadurch aus, dass sie im Gegensatz zu Schadensereignissen unabgeschlossen sind und damit in die Zukunft reichen, sie folglich einen gewissen gesellschaftlichen Klärungsbedarf nach sich ziehen.
In dieser Arbeit geht es um die mediale Darstellung von Schaden und Risiko in Beziehung zum Ereignisort: In einer Inhaltsanalyse wurde die Berichterstattung über den Tsunami vor der Küste Fukushimas, das anschließende Reaktorunglück und die deutsche Atomausstiegsdebatte in der Süddeutschen Zeitung, BILD und Tagesschau untersucht.
Die grundlegende Vermutung: Risikobezogene Ereignisse haben einen höheren Nachrichtenwert als schadensbezogene, die Risikoberichterstattung ist nicht nur intensiver, sondern auch kontinuierlicher. Ferner bestehe zwischen den Ereignissen Tsunami und Reaktorunglück eine Konkurrenzbeziehung, in der schließlich das risikobezogene technologische Unglück in der Berichterstattung zu Ungunsten des Schadensereignisses „überleben“ würde. Schließlich wurde für die beiden Risikothemen angenommen, das japanische Reaktorunglück werde von der kulturell wie geographisch näheren Atomdebatte überlagert, zunehmende Berichterstattung über die Atomdebatte gehe mit abnehmender Beachtung von Fukushima einher.
Alle drei Annahmen konnten bestätigt werden.
Können wir jetzt noch Grünen Tee trinken? Tsunami, Fukushima und Atomausstiegsdebatte in der deutschen Berichterstattung
Schaden und Risiko aus der Nachrichtenwertperspektive