transfer 25(2) » Rezeptions- und Wirkungsforschung

Können Geschichten die Welt verändern?

Eine experimentelle Untersuchung zum Einfluss der narrativen Kommunikationsform von Umweltdokumentationen auf die umweltbewusste Verhaltensintention der RezipientInnen.

Die Folgen des Klimawandels werden immer deutlicher, der Diskurs um die ‘ökologische Krise’ scheint omnipräsent und immer mehr Menschen nehmen sich der Aufgabe an, die Umwelt zu schützen. Bedingt durch die zunehmende Relevanz des Themas Umweltschutz erlebte auch das Genre der Naturdokumentationen einen Wandel und ein neues Subgenre entstand. Anstatt die Wunder und Kuriositäten der Naturwelt zu veranschaulichen, konzentrieren sich die sogenannten Umweltdokumentationen auf die verheerenden Folgen des Klimawandels. Das Ziel dieser Studie ist, die Auswirkungen der narrativen Darstellung einer Umweltdokumentation auf umweltbewusste Verhaltensintentionen zu untersuchen.

Dieses Thema wurde auf Basis von theoretischen Modellen wie dem Extended Elaboration Likelihood Model entwickelt. In einem Online- Experiment (N = 152) wurden zwei verschieden geschnittene Varianten der Umweltdokumentation Cowspiracy gezeigt, die sich in ihrer Kommunikationsform unterscheiden. Es wurde ermittelt, ob die Variante, die ein Narrativ enthält, im Gegensatz zu der Variante, die keine Geschichte, sondern ausschließlich Fakten präsentiert, stärkere umweltbewusste Verhaltensintentionen motiviert. Zudem wurde untersucht, ob der Effekt des Narrativs durch das Konzept Narrative Engagement und die Emotion Angst vermittelt wird.

Es konnte festgestellt werden, dass Umweltdokumentationen, die ihre Informationen über ein Narrativ kommunizieren, stärker umweltbewusste Verhaltensintentionen hervorrufen als Umweltdokumentationen, die ihre Fakten nicht in einer Geschichte eingebettet, sondern direkt kommunizieren. Dabei ist vor allem die Rolle des Narrative Engagement hervorzuheben, welche den Einfluss von Umweltdokumentationen auf umweltbewusste Verhaltensintentionen vollständig vermittelt. Eine Umweltdokumentation mit einem Narrativ führt daher zunächst zu narrativen Engagement, welches wiederum zu größeren umweltbewussten Verhaltensintentionen führt. Die Emotion Angst vermittelt diesen Effekt nicht, korreliert jedoch mit der Intention, sich umweltbewusst zu verhalten.