Politische Talkshows im Fernsehen als populäre Form moderner Politikvermittlung veranschaulichen den Zuschauern einfach und anschaulich komplexe politische Prozesse. Kritiker dieser Formate sehen in der medialen Verkürzung politischer Realität auf Einzelpersonen Gefahren für demokratische Meinungsbildungsprozesse. Empirische Daten zum Personalisierungsgrad politischer Talkshows fehlen hingegen. Die vorliegende Arbeit schließt diese Forschungslücke mittels einer quantitativen Inhaltsanalyse der Gästelisten der deutschen Polit-Talks „Anne Will“, „Maybrit Illner“ und „Hart aber fair“ im Zeitraum von September 2007 bis Juni 2009. Die Arbeit beschreibt und vergleich die Teilnehmerstrukturen dieser Sendungen und überprüft dabei die These der Personalisierung bzw. Hierarchisierung öffentlicher Kommunikation über Politik in politischen Talkshows.
Die Talkshow-Ensembles der drei Sendungen sind insgesamt sehr heterogen, wobei Politiker am häufigsten auftreten. In allen Sendungen findet sich ein Parteien-„Proporz“ entsprechend der Machtverhältnisse im Bundestag. Mitglieder von Regierungsparteien auf Bundesebene kommen deutlich öfter zum Zug. Die Analyse bestätigt die Personalisierung politischer Kommunikation in Polit-Talks. Die meisten Politiker traten mehrmals auf. Die politischen Talk-Ensembles sind zudem hochgradig hierarchisiert. Mehr als die Hälfte der Politgäste waren führende Vertreter des Staates bzw. ihrer Parteien.