Während des sogenannten „Arabischen Frühlings“ im Jahr 2011 wurden innerhalb weniger Monate länderübergreifende Protestwellen ausgelöst, die zu heterogenen Ergebnissen in den betroffenen arabischen Ländern führten. Da soziale Medien einen maßgeblichen Einfluss auf die politischen Veränderungsprozesse hatten, widmet sich die Arbeit anhand dieses Fallbeispiels den konkreten Nutzungs- und Wirkungsweisen, die dazu beigetragen haben, Proteste vom digitalen in den realen Raum zu übertragen. Nach einer chronologischen Aufarbeitung des „Arabischen Frühlings“ legt die Arbeit eine theoretische Analyse sozialer Medien, die Funktionsweise von Cyberaktivismus, die Social-Movements-Theorie und daraus abgeleitete Ressourcen für kollektives Handeln zugrunde. Die Rolle sozialer Medien wird anhand des Forschungsstandes vor dem Hintergrund der genannten Theorien in Form von drei Forschungsfragen diskutiert, bei deren Beantwortung auf die Länder Ägypten und Tunesien als erfolgreiche und Libyen und Syrien als gescheiterte Transformationen fokussiert wird.
Die Forschungsfrage nach den direkten Wirkungsweisen lässt sich anhand präsentierter Studien mit Information, Partizipation, Mobilisierung und Organisation beantworten. Darüber hinaus lässt sich eine zweistufige Interaktion zwischen sozialen und klassischen regionalen Medien, insbesondere dem Fernsehsender Al-Jazeera, und mit internationalen Medien in einem zweiten Schritt bestätigen. Dadurch wurde den sozialen Medien eine virtuelle Verstärkerfunktion für Ressourcen des realen Raumes, wie beispielsweise Sichtbarmachung von Partizipation, Vernetzung und Emotionalisierung, zuteil. Ein Vergleich der Forschungsergebnisse zu den vier Ländern bezüglich aller identifizierten Funktionen legt offen, dass nicht allein qualitative und quantitative Unterschiede in den Nutzungsweisen, sondern auch Unterschiede der Ressourcen für kollektives Handeln im realen Raum den Wirkungsgrad sozialer Medien im digitalen Raum beeinflussten.