transfer 23(1) » Rezeptions- und Wirkungsforschung

heute-show statt Tagesschau? Eine Studie zu Rezeptions- und Ablehnungsmotiven von politischen Satiresendungen in Deutschland

Politische Satiresendungen wie die heute-show oder Jan Böhmermanns Neo Magazine Royale finden sich immer häufiger im Zentrum kontroverser gesellschaftlicher und politischer Debatten. Aufbauend auf ihren Vorbildern aus der US-amerikanischen Medienlandschaft, gehören sie zu den beliebtesten Unterhaltungsformaten in Deutschland. Die Forschung gibt einen guten Überblick über die Inhalte und Wirkungen von Satiresendungen auf ihre Zuschauer. Gleichzeitig mangelt es an Beiträgen, die sich dem Thema aus einer rezipientenorientierten Perspektive nähern. Dies ist, mit Ausnahmen, insbesondere im Hinblick auf die Motive der Rezeption sowie der Ablehnung von Satiresendungen der Fall.

Vor dem theoretischen Hintergrund des Uses-and-Gratifications-Ansatzes, war das primäre Ziel der vorliegenden Studie die Untersuchung der Nutzungs- und Ablehnungsmotive der Rezeption von Inhalten politischer Satiresendungen durch junge Erwachsene in Deutschland. Darüber hinaus wurden intervenierende Kontrollvariablen hinsichtlich politischer Einstellungen und Handlungen in die Untersuchung miteinbezogen, um eine Charakterisierung des Publikums von Satiresendungen zu ermöglichen. In einem weiteren Schritt wurden Zusammenhänge zwischen Nutzungs- und Ablehnungsmotiven sowie den politischen Einstellungen und Aktivitäten der Befragten untersucht. Dazu wurden mittels eines vollstandardisierten, quantitativen Fragebogens 205 Studierende der Münsteraner Hochschulen im Alter zwischen 18 und 35 Jahren befragt.

Die Ergebnisse zeigen, dass politische Satiresendungen nicht nur zu Unterhaltungs-, sondern auch zu Informationszwecken rezipiert werden. Analog dazu sind die vorrangigen Gründe zur Ablehnung der Rezeption in der Bevorzugung anderer Unterhaltungs- oder Informationsangebote durch die nicht-Rezipienten zu finden. Hinsichtlich der politischen Kontextvariablen zeigen die Ergebnisse einen positiven Zusammenhang zwischen der eigenen politischen Involviertheit durch Interesse am Thema oder aktive Partizipation und der Bereitschaft zur Rezeption von Satiresendungen.