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Heil oder Humbug?

Eine inhaltsanalytische Untersuchung zur Darstellung alternativer Heilmethoden in medizinischen Fachzeitschriften und Publikumszeitschriften zwischen 1983 und 2003

Trotz des enormen medizinischen Fortschritts fühlen sich viele Menschen bei der Schulmedizin nicht gut aufgehoben. Außerdem werden Patienten im deutschen Gesundheitswesen zunehmend zu Konsumenten und müssen dabei inzwischen aus einem vielfältigen Markt von schulmedizinischen und alternativen Therapieangeboten auswählen. Medien bieten Ärzten und Patienten eine wichtige Orientierungshilfe.
Die Arbeit untersucht die Berichterstattung über alternative Heilmethoden in jeweils zwei Fachzeitschriften (Deutsches Ärzteblatt, Medical Tribune), Gesundheitszeitschriften (Vital, Apotheken Umschau) und Publikumszeitschriften (Stern, Freizeit Revue). Im Zentrum der inhaltsanalytischen Untersuchung steht zum einen die Frage nach Unterschieden in der Darstellung der Thematik zwischen Experten- und Laienpresse. Zum anderen wird überprüft, ob sich der gesellschaftliche Etablierungsprozess alternativer Heilmethoden in der medialen Berichterstattung über den untersuchten Zeitraum (1983-2003) hinweg nachzeichnen lässt.
Als Ergebnis zeigen sich große Unterschiede in der Thematisierung von Alternativmedizin, sowohl bei der quantitativen Beachtung als auch bei der inhaltlichen Darstellung und Bewertung. Bis 1993 dominiert die Gegenüberstellung von ‚Heil‘ (in Publikumsmedien) und ‚Humbug‘ (in Fachzeitschriften). Nach 1993 thematisieren Publikumsmedien alternative Heilmethoden zunehmend als Behandlungsoption, während die Fachzeitschriften – vermutlich aufgrund des gestiegenen gesellschaftlichen und gesundheitspolitischen Stellenwertes – differenzierter berichten.