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Haremsdame, Opfer oder Extremistin?

Eine inhaltsanalytische Untersuchung thematischer Kontexte in der Berichterstattung über muslimische Frauen im Nachrichtenmagazin 'Der Spiegel'

Vor dem Hintergrund von Ereignissen wie dem „Kopftuchstreit“ oder der Diskussion um Ehrenmorde gab und gibt es ein gewachsenes gesellschaftliches Bedürfnis an Informationen zu den Lebenswelten von Musliminnen. Da die Massenmedien eine wichtige Informationsquelle über uns kulturell ferne Personen sind, gleichzeitig jedoch deren gesellschaftliche Integrationsleistung in Bezug auf Minderheiten kritisiert wird, ist es notwendig, die Berichterstattung und deren Strukturen über entsprechende Gruppen nachzuzeichnen. Das Ziel der Arbeit war eine solche deskriptive Analyse der Berichterstattung über muslimische Frauen. Zu diesem Zweck wurden 91 Artikel und 324 Fotos aus den Jahren 1975 – 2005 des Nachrichtenmagazins ‚Der Spiegel‘ inhaltsanalytisch untersucht.
Nachdem auf die Besonderheiten medialer Darstellungen unter geokultureller Distanz, auf Strukturen und Merkmalen stereotyper Inhalte und auf die Bedeutung visualisierter Fremdzeichen eingegangen wurde, konnte gezeigt werden, dass die Berichterstattung in den letzten fünf Jahren stark zugenommen hat. Die Bewertungen innerhalb der Berichterstattung über muslimische Frauen, die meist als Opfer oder aber als moderne Frauen dargestellt werden, sind überwiegend negativ. Unterschiedliche Präsentationsformen tragen dazu bei, dass negative Vorstellungen stabilisiert werden. Schließlich bestätigt die visuelle Analyse die Bedeutung des Kopftuchs als visuelles Fremdzeichen bezüglich bestimmter Rollenkonzeptionen.
Die Arbeit ist 2007 im Frank & Timme Verlag für wissenschaftliche Literatur veröffentlicht worden.