transfer 12(4) » Rezeptions- und Wirkungsforschung

„Halt die Klappe, ich hab‘ Feierabend!“

Eine explorative Studie zur Fernsehcomedy "Dittsche - das wirklich wahre Leben"

Olli Dittrich verkörpert als Dittsche einen Arbeitslosen, der, nur mit einem Bademantel bekleidet, Woche für Woche in die Imbiss-Bude um die Ecke geht. Dort tauscht er leere gegen volle Bierflaschen, dort erklärt er Wirt Ingo und Gast Schildkröte seine Sicht der Dinge.
Wie wird so ein spezifisches Improvisationscomedyformat von Medienjournalisten wahrgenommen? Wo lässt es sich in der Sparte Humorsendungen einordnen? Wie wirkt es auf Rezipienten, für die ein derartiges Sujet ganz weit weg ist? Und wie reagieren Seher, die selbst arbeitslos und womöglich in einer ähnlichen Situation wie der fiktive Charakter Dittsche sind? Insgesamt sahen 26 milieutypisch ausgewählte Probanden eine Episode des o.g. Formats und wurden anschließend in fokussierten Leitfadeninterviews zu ihren Rezeptionseindrücken, ihrem Mediennutzungsverhalten und bestimmten politischen Grundeinstellungen
befragt.
Das Ergebnis ist eindeutig. Durchschnittlich siebenmal lächelten, kicherten oder lachten Probanden aus dem unteren, durchschnittlich 33-mal Probanden aus dem oberen Gesellschaftsdrittel während der Rezeption. Der Unterhaltungswert des Formats scheint sich also milieutypisch einordnen zu lassen.
Ebenfalls klare milieutypische Tendenzen ergaben sich bei abgefragten Mediennutzungsmustern oder Grundeinstellungen. So gehörten alle Befragten Arbeitslosen zur Gruppe der Vielseher, die meisten präferierten Unterhaltungsprogramme der Privatsender. Alle waren mit ihrer Lebenssituation unzufrieden.