Mit der Nominierung Annalena Baerbocks als Kanzlerkandidat*in der Partei Bündnis 90/Die Grünen im April 2021 rücken Geschlechterverhältnisse in den Fokus der medialen Berichterstattung. Doch wird nicht nur über Annalena Baerbock berichtet, auch sie selbst und ihr Team nutzen Medien und vor allem Social Media zur Strategischen Kommunikation im Bundestagswahlkampf. Die Masterarbeit untersucht vergleichend mediale Geschlechterkonstruktionen in der journalistischen Berichterstattung und in der Selbstinszenierung der Politikerin via Social Media.
Analysiert wurden Artikel, Texte und Bilder aus Spiegel Online und Stuttgarter Zeitung sowie die Posts Baerbocks auf Twitter und Instagram. Theoretisch verortet ist die Arbeit im Sozialkonstruktivismus, den Cultural Studies und Gender Media Studies. Methodisch fiel die Wahl auf die inhaltlich strukturierende qualitative Inhaltsanalyse, visuelle Elemente wurden quantitativ erfasst.
Ein zentrales Ergebnis lautet, dass die journalistische Berichterstattung häufiger und über verschiedene stereotype Zuschreibungen Geschlecht konstruiert als Baerbock dies in ihrer Selbstinszenierung vornimmt. Insgesamt sind in der Strategischen Kommunikation Baerbocks wenige stereotype Geschlechterkonstruktionen auszumachen. Einzelne Geschlechtszuschreibungen lassen sich in der Verwendung männlich und weiblich konnotierter Stereo- und Visiotype, über Selbstbezeichnungen und indirekt über Politikthemen erkennen. Am deutlichsten zeigen sich diese Ergebnisse an einem Post, den Baerbock zum Muttertag veröffentlichte. Die Konstruktionen in der journalistischen Berichterstattung finden neben offensichtlichen Bezeichnungen Annalena Baerbocks als ‚Frau‘ und ‚Mutter‘ auch über Vergleiche zu den anderen Kanzlerkandidat*innen und dem damaligen Co-Vorsitzenden der Partei Bündnis 90/Die Grünen, Robert Habeck, statt. Dabei wird weibliches Geschlecht häufig als Abgrenzungsmerkmal konstruiert. Die verwendeten Visiotype affirmieren zumeist die Geschlechterkonstruktionen im Text. Es kommt jedoch auch zu Diskrepanzen zwischen der Zuschreibung ‚männlicher‘ und ‚weiblicher‘ Eigenschaften zwischen Text und Bild, womit die unterschiedlichen Konstruktionsmöglichkeiten hervorgehoben werden.
Der Untersuchungszeitraum umfasst zwei Monate nach Bekanntgabe der Kandidatur. Weitere Forschung könnte den gesamten Wahlkampf Annalena Baerbocks analysieren oder darüber hinausgehend die Berichterstattung über sie als Außenministerin. Auch hier würde der Vergleich zwischen journalistischer Berichterstattung und Selbstinszenierung via Social Media medienwissenschaftlich relevante Erkenntnisse liefern.