Der Bürger von heute möchte nicht nur wissen, was ein Politiker denkt, sondern auch, was er fühlt. Erst als ein „Mensch wie du und ich“ gewinnt der Volksvertreter Vertrauen, Politik wird seltener sachorientiert rezipiert, sondern vielmehr emotionsbetont wahrgenommen. Im Gegenzug erobern Politiker immer größere Gebiete der medialen Unterhaltungslandschaft. Sie diskutieren nicht nur in politischen TV-Runden, sondern offenbaren ihr Privat- und Gefühlsleben in Personality-Talkshows.
Welche Auswirkungen kann das auf die politische Urteilsfähigkeit der Zuschauer haben und wie sind emotionalisierende Komponenten bei Talkshow-Auftritten von Politikern zu identifizieren?
Um diese Fragen zu beantworten, wird eine Sendung des Personality-Talks „Beckmann“ analysiert und ein Kategorienschema erarbeitet, das einen Basiskatalog für die Untersuchung von Politiker-Auftritten bilden soll.
Anhand von Theorien der Emotions- und Medienwirkungsforschung sowie Thesen zur Darstellungsweise des Politischen in Unterhaltungsformaten und Personalisierungsstrategien der Politiker werden nicht nur inhaltliche, sondern auch darstellerische Dimensionen der Talkshow untersucht. Von sendungsspezifischen Merkmalen wie des Farbkonzepts des Studios und technischen Elementen über Gesten, Körperhaltung bis hin zu der Interviewführung des Moderators, behandelten Themen und dem Sprachstil des Politikers wird die Sendung auf diejenigen Komponenten untersucht, welche die Emotionen des Zuschauers ansprechen.
Gefühlte Politik
Eine kategoriengeleitete Analyse zur Emotionalisierung in Personality-Talks