transfer 13(4) » Rezeptions- und Wirkungsforschung

Fremdscham als Fremdcharme?

Eine quantitative empirische Untersuchung zum Phänomen des stellvertretenden Peinlichkeitsempfindens während der Fernsehrezeption

Besonders im Kontext von Fernsehsendungen taucht immer häufiger der Begriff des „Fremdschämens“ auf – der empfunden Peinlichkeit für das Handeln Dritter. Dahinter steckt das psychologische Konstrukt der stellvertretenden Peinlichkeit, welches im Rahmen dieser Arbeit in die Medien- und Kommunikationswissenschaft transferiert und auf die Fernsehrezeption angewandt wurde. Im Rahmen einer quantitativen Befragung von 766 Studenten wurden Auslöser und Einflussfaktoren für stellvertretendes Peinlichkeitsempfinden während der Fernsehrezeption sowie die Reaktionen der Rezipienten identifiziert und Zusammenhänge aufgezeigt. Unter anderem zeigte sich, dass stellvertretendes Peinlichkeitsempfinden im Rahmen von fiktionalen Formaten von den Befragten intensiver erlebt wird, als bei non-fiktionalen Formaten. Die Reaktionen der Rezipienten sind in diesen Momenten stark von der auslösenden Situation abhängig sind und decken ein breites Spektrum von Unterhaltung bis Programmflucht ab.