transfer 11(4) » Medieninhalte

Fremdbild oder Stereotyp?

Vom Zusammenhang zwischen sozialer und medialer Wirklichkeit in der lokalen Berichterstattung über Migranten

Die Beziehungen zwischen Migranten und Einheimischen hängen in besonderer Weise davon ab, welche Eindrücke beide voneinander haben. Die Arbeit beruht auf der Annahme, dass solche kognitiven Fremdbilder durch Medien beeinflusst werden und gleichzeitig mediale Bilder auf in einer Region vorherrschenden Vorstellungen beruhen. Sie können sich somit wechselseitig verstärken.
Ziel der Arbeit ist es zu zeigen, wie sich durch Tageszeitungen vermittelte Darstellungen von Migranten regional unterscheiden. Im Zentrum steht die strukturelle Stereotypisierung, d.h. die Frage inwiefern Migranten v.a. als Mitglieder ihrer (Migranten-)Gruppe statt als Individuen gezeigt werden. Dabei wird mit der Kontakthypothese vermutet, dass Interaktionen mit Angehörigen einer fremden Gruppe zu differenzierten, mangelnder Kontakt hingegen zu stereotypen Repräsentationen führt. Um dies zu ergründen werden je zwei Lokalzeitungen aus Baden-Württemberg (hoher Migrantenanteil) und Thüringen (niedriger Migrantenanteil) durch quantitative Inhaltsanalyse miteinander verglichen.
Durch Indikatoren für „differenzierte“ bzw. „stereotypisierende“ Berichterstattung wird neben Einzelanalysen ein Index entwickelt, der jeden Artikel auf einem Kontinuum zwischen „sehr differenziert“ und „sehr stereotypisiert“ einordnet. Die Auswertung erfolgt mittels der Regressionsanalyse und zeigt, dass sich die Hypothesen tendenziell bestätigen: Die Fremdbilder in den süddeutschen Blättern fallen differenzierter aus als jene in Thüringen.