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Framing in der Berichterstattung zu psychischen Erkrankungen

Eine inhaltsanalytische Untersuchung am Beispiel von Depression

Bei Depressionserkrankungen hat neben der medikamentösen und psychologischen Therapie auch die soziale Unterstützung einen Einfluss auf den Behandlungserfolg. Die Erkrankung kann einerseits durch den Mangel daran entstehen, andererseits wird die Genesungsprognose wesentlich durch das soziale Umfeld beeinflusst. Sowohl medizinische als auch psychologische und soziologische Perspektiven sind daher notwendig. Fraglich ist aber, ob dies medial ausreichend berücksichtigt wird. Um Rolle und Bedeutung von sozialer Unterstützung in Medieninhalten zu Depression zu untersuchen, wurden Artikel aus den fünf auflagenstärksten überregionalen deutschen Tageszeitungen einer inhaltsanalytischen Framing-Analyse unterzogen. Der Fokus lag auf einem vierwöchigen Zeitraum um den European Depression Day in drei aufeinanderfolgenden Jahren (2013-2015). Die Ergebnisse zeigen, dass das Framing von Depression in Ursachenzuschreibung und Handlungsempfehlung maßgeblich durch eine medizinisch-individualperspektivische Darstellung geprägt ist – einzig die Verantwortung für Prävention wird eher der Gesellschaft zugesprochen. Soziale Unterstützung spielt insgesamt eine untergeordnete Rolle. Ein journalistischer Beitrag mittels Gesundheitsberichterstattung zu Aufklärung und Sensibilisierung hinsichtlich beider Themen erscheint nicht ausgeschöpft, da die ausreichende Berücksichtigung soziologischer Hintergründe nicht feststellbar ist.