Big Brother, Taxi Orange & Co – 2000/2001 boomten Reality Soaps, die mit hohen Einschaltquoten ein neues Erfolgsrezept versprachen. Das Konzept ist einfach: Die KandidatInnen werden in einer von der Umwelt abgeschirmten Umgebung rund um die Uhr gefilmt. Aber was macht die Faszination aus, die diese Formate auf ihr Publikum ausüben? Faszination kann im Sinne der Cultural Studies nur im Kontext des Alltagshandelns verstanden werden. Die Angebote der Texte – sowohl in kognitiver als auch affektiver Hinsicht – sind dabei ebenso wichtig wie ihre Einbettung und Verwertung im Alltag.
In der Untersuchung wurde das SeherInnenverhalten bei Taxi Orange und Big Brother mittels eines teilstandardisierten Fragebogens überprüft. Einerseits kristallisierte sich dabei die Bewertung der Authentizität der KandidatInnen als essentiell für die weitere Beurteilung heraus, andererseits war die emotional-kognitive Bindung an die Formate entscheidend für das Rezeptionsverhalten. Gleichzeitig ist ein großes Programmwissen der Probanden auffällig, die sich auch auf eine Kenntnis des jeweiligen Konkurrenzproduktes erstreckt. Der Erfolg von Taxi Orange ist daher auch auf die Schwäche von Big Brother II zurückzuführen, dessen KandidatInnen es nicht schafften, authentisch zu wirken. Ohne ‚echte‘ KandidatInnen verflacht aber der emotionale Erlebnischarakter, und habituelle Motive treten an Stelle von Begeisterung. Somit sind Reality Soaps ein Einwegprodukt und kein überdauerndes Erfolgsrezept.
Faszination Reality Soaps
Eine quantitativ-qualtitative Studie über das Publikum von Taxi Orange und Big Brother