transfer 18(2) » Rezeptions- und Wirkungsforschung

Europäische Identität und Filme

Eine qualitative Studie mit jungen Ungarn

Ist Europa mehr als ein Kontinent? Ist die EU mehr als eine Wirtschaftsgemeinschaft? Für die Antwort darauf ist die Frage nach einer länderübergreifenden, europäischen Identität und ihre Entstehung von entscheidender Bedeutung.
Die Arbeit ermittelt den Stellenwert Europas im Selbstbild von jungen Erwachsenen in Ungarn, das als noch junges Mitglied der EU eine interessante Vergleichsbasis zu Deutschland, das in einer parallelen Arbeit untersucht wurde, darstellt. Hierbei wird die Beziehung zwischen der europäischen Identität und Filmen, die in der bisherigen Forschung weitgehend unberücksichtigt blieb, als Schwerpunkt gewählt. Die im Rahmen der Arbeit durchgeführten qualitativen Gruppendiskussionen bieten Einblicke in die emotionale Sicht auf Europa und erfassen die persönlichen Hintergründe der Teilnehmer.
Die daraus gewonnenen Ergebnisse zeigen, dass die europäische Identität im Vergleich zur nationalen bei der hier untersuchten Gruppe anders als bei der deutschen Gruppe schwächer ausgeprägt ist. Europa und die EU werden nicht mit persönlichen Erlebnissen und Erinnerungen, sondern hauptsächlich mit finanziellen und wirtschaftlichen Vorteilen assoziiert. Dies verhindert die Wahrnehmung von Europa als Wertegemeinschaft. Der Einfluss von Filmen auf die europäische Identität fällt nur gering aus.