transfer 9(3) » Rezeptions- und Wirkungsforschung

Entwicklung von parasozialen Beziehungen

Parasoziale Beziehungen (PSB) zu Fernsehpersonen wurden meist zu einem einzigen Zeitpunkt gemessen – so bleibt eine wesentliche Komponente von PSB außer Acht: deren Entwicklungsverläufe. Diese stehen im Fokus der Arbeit, die zwei Ziele verfolgt: Erstens wird die Entwicklung der PSB über 20 Rezeptionen untersucht und zweitens der Einfluss von positiven Hintergrundinformationen auf die PSB-Entwicklung überprüft.
Je eine Experimental- und Kontrollgruppe sahen die Sat.1-Nachrichten über den Zeitraum von einem Monat, wobei der Experimentalgruppe regelmäßig positive Hintergrundinformationen über den Moderator präsentiert wurden. Es wurde ein Messinstrument konstruiert, das es ermöglicht, positive, neutrale und negative PSB zu messen. Die faktorenanalytische Auswertung der Items ergab, dass sich negative PSB als ein fünfdimensionales Konstrukt beschreiben lassen; neutrale PSB erscheinen hingegen unidimensional. Zu fünf Zeitpunkten wurde die Intensität der PSB erhoben.
Zentrales Ergebnis ist, dass die PSB-Entwicklung durch positive Hintergrundinformationen über den Akteur intensiv beeinflusst werden kann: Die Person wird von Beginn an sehr viel positiver beurteilt. Doch auch ohne positives Hintergrundmaterial nimmt die neutrale PSB in ihrer Intensität kontinuierlich ab und einige der positiven PSB-Dimensionen verstärken sich.