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Emotionen in der Polit-PR

Der Einfluss von Angst, Ärger, Freude und Trauer auf politische Partizipation und weiterführende Informationssuche

In der politischen Kommunikation ist ein Trend zur Emotionalisierung beobachtbar. Studien zeigen, dass Emotionen sowohl einen Einfluss auf die Partizipation als auch auf Informationsverarbeitungsprozesse ausüben. So wirken sich Ärger, Angst und Freude positiv auf das Engagement aus. Die Informationssuche wird durch Angst begünstigt, Freude und Ärger besitzen mindernde Wirkung. Diese Arbeit erweitert die genannten Befunde, indem die häufig erforschten Emotionen um Trauer ergänzt wurden. Weiterhin wird politisches Involvement als intervenierende Variable untersucht. Hierfür wurde ein Experiment mit 413 Probanden durchgeführt, indem die Emotionen mithilfe von politischen PR-Kampagnen-Videoclips ausgelöst wurden. Es zeigte sich, dass durch das Empfinden von Angst, Ärger, Freude oder Trauer keine Unterschiede in der Intensität der politischen Beteiligung entstehen. Allerdings tendieren Probanden, die Angst, Ärger oder Freude empfinden, in höherem Maße dazu, politisch zu partizipieren, verglichen mit Teilnehmern, die traurig oder neutral gestimmt sind. Auch die Informationssuche variiert nicht in ihrer Intensität bei unterschiedlichem emotionalen Erleben. Dennoch ergab sich ein positiver Einfluss von Angst und eine mindernde Wirkung von Ärger auf das Rechercheverhalten. Die Studie liefert einen Hinweis darauf, dass nicht die Valenz der Emotion, sondern deren Appraisals, also wie ein Individuum ein Ereignis bewertet, für die Effekte auf motivationales und kognitives Verhalten verantwortlich sind.