Die Ende 2000 ausgestrahlte Dokumentarreihe „Holokaust“ stieß in der öffentlichen Diskussion auf unterschiedliche Resonanz. Kritik richtete sich gegen formale Strategien. Ein Hauptvorwurf: Die emotionalisierte Darstellung durchkreuze kognitive Wirkungen. Die vorliegende Arbeit legt den Fokus auf die affektive Darstellungsart von „Holokaust“ und überprüft den Effekt einer emotionalisierten Aufbereitung belastender Inhalte auf antisemitisch geprägte Einstellungen der Rezipienten. Zudem werden die Bewertung der Serie und Erinnerungsleistungen erhoben. Die theoretische Diskussion umfasst Befunde der Emotionspsychologie, ihre Anwendung auf die Medienrezeption sowie Strategien zur Bewältigung negativer Emotionen.
In einem Experiment mit 282 Probanden (12 Schulklassen in NRW) wurde der emotionale Gehalt einer „Holokaust“-Folge variiert und die Effekte auf die Rezipienten direkt nach der Rezeption sowie zwei Wochen später gemessen.
Die Ergebnisse entkräften den genannten Vorwurf: Die am intensivsten emotionalisierte und belastende Version wurde am positivsten bewertet und evozierte die besten Erinnerungsleistungen sowie die deutlichsten Einstellungsänderungen, obwohl sie die Befindlichkeit am stärksten verschlechterte. Die Rezipienten fühlten sich, unabhängig von eingesetzten Bewältigungsstrategien, nicht emotional überfordert. Antisemitisch geprägte Einstellungen, die sich zum Teil unmittelbar nach der Rezeption verringert hatten, stiegen im Zeitverlauf jedoch wieder an.
Emotionalisierte Aufklärung
Eine empirische Untersuchung mit jugendlichen Rezipienten zur Wirkung und Bewertung der Fernsehserie "Holokaust"