Eng mit den Begriffen Sensationalismus, Boulevardisierung und Infotainment ist die Annahme verbunden, die Nachrichtenberichterstattung rufe nicht allein kognitive, sondern auch emotionale Reaktionen der Rezipienten hervor. Diese Arbeit analysiert die unterschiedlichen theoretischen Konzepte zunächst dahingehend, inwiefern sie Hinweise darauf geben, durch welche Merkmale die klassische Nachrichtenberichterstattung emotionale Wirkungen begünstigen kann. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf sprachliche Aufbereitungsstrategien gelegt. Da deren Auswirkungen auf das emotionale Erleben jedoch kaum empirisch geprüft wurden, schließt diese Arbeit eine Forschungslücke und betrachtet detailliert emotionale Reaktionen während der Lektüre von Zeitungsartikeln. Im Rahmen von zwei Experimenten werden unterschiedliche Aspekte der sprachlichen Gestaltung gezielt variiert und in ihren Auswirkungen auf das emotionale Rezeptionserleben untersucht. Dabei zeigt sich, dass Gefühle der Betroffenheit durch eine Anlehnung der Berichterstattung an narrative Formen intensiviert werden. Gefühle der Heiterkeit werden unabhängig von der dramaturgischen Gestaltung selten berichtet. Die lexikalische Gestaltung von Nachrichtenbeiträgen, die im Rahmen der theoretischen Konzepte ebenfalls als bedeutsam betrachtet wird, beeinflusst das emotionale Erleben kaum. Sie steht stärker im Zusammenhang mit kognitiven Effekten.
Emotion durch Information?
Eine empirische Untersuchung zum Emotionalisierungspotential der Printberichterstattung