Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Einfluss ökonomischer Verlagsinteressen auf die journalistische Berichterstattung. Dazu wird die öffentliche Debatte über einen Post-Mindestlohn als Fallbeispiel herangezogen. Aufgrund unterschiedlicher Aktivitäten von Verlagen als Postunternehmen lassen sich hier Zeitungen unterscheiden, die von der diskutierten politischen Regulation unterschiedlich betroffen sind. Deren Berichterstattung zum Post-Mindestlohn wird inhaltsanalytisch untersucht und anhand von Qualitätskriterien verglichen. Es konnte festgestellt werden, dass Zeitungen mit einem sehr hohen ökonomischen Interesse systematisch anders und interessenkonform über den Post-Mindestlohn berichten. Gleichzeitig erfolgt die Interessenvertretung eher versteckt. Die Ergebnisse sprechen für den Einfluss von ökonomischen Interessen auf die Berichterstattung, aber auch dafür, dass weitere Einflussfaktoren diese abschwächen oder ihr entgegenwirken. Diese Einflussfaktoren werden anhand des Zwiebelmodells von Siegfried Weischenberg identifiziert und theoretisch aufgearbeitet. Weiterhin konnte zu diesem Thema ein Meinungsmonopol überregionaler deutscher Tageszeitungen festgestellt werden, das den Post-Mindestlohn besonders negativ darstellte. Der Rückschluss auf ein Meinungsmonopol für die gesamte deutsche Tagespresse ist für ähnliche Fälle denkbar. So können übereinstimmende ökonomische Interessen von Verlagen zu einer Gefährdung der gesellschaftlichen Funktion des Journalismus führen.