Im Hinblick auf die anhaltende Unterrepräsentation von Frauen in der Politik ist es interessant, die Bedeutung der Sprechstimme als Erfolgsfaktor in politischen Karrieren zu untersuchen. Denn häufig wird angenommen, hohe Stimmen seien für Zuhörer weniger angenehm und würden einen schlechteren persönlichen Eindruck hinterlassen als tiefe Stimmen, wie sie für Männer typisch sind.
In dieser Studie wird experimentell untersucht, ob Männer- und Frauenstimmen in Parlamentsdebatten unterschiedlich beurteilt werden und wie Zuhörer von den Stimmen auf die persönlichen Eigenschaften von Politikern schließen. Da sich bei emotionaler Erregung die Sprechstimme deutlich erhöht, wird zusätzlich erforscht, wie sich die Urteile über die Politiker ändern, wenn sie verärgert sind. Da vermutet wird, dass Zuhörer auf hohe Stimmen empfindlicher reagieren als auf tiefe, wird angenommen, dass eine Stimmerhöhung bei Frauen stärker zu negativen Urteilen führt als bei Männern.
Es zeigte sich, dass die Frauenstimmen den Zuhörern tatsächlich weniger gefielen als die Männerstimmen, dass die Frauen aufgrund ihrer Stimmen aber nicht negativer beurteilt wurden als die Männer. Die Stimmen der aufgebrachten Politikerinnen und Politiker wurden negativer beurteilt als die der gelassenen, und die verärgerten Personen erschienen weniger seriös, aber auch tatkräftiger. Im Hinblick auf die Beurteilung der Personen und ihrer Stimmen hatte die Erregung bei Frauen keinen stärkeren negativen Effekt als bei Männern.