transfer 23(4) » Rezeptions- und Wirkungsforschung

Einflüsse der wahrgenommenen Mediendarstellung der Ingroup auf das Partizipationsverhalten

Ein empirisches Experiment am Beispiel von feministischen Frauen

Ziel der nachfolgenden Arbeit ist es herauszufinden, wie sich die wahrgenommene Mediendarstellung auf das Partizipationsverhalten auswirkt. Konkret soll untersucht werden, ob sich medial übermittelte Angriffe auf feministische Frauen deren Partizipationswahrscheinlichkeit in Bezug auf Handlungen zur Geschlechtergleichstellung erhöht. Zunächst wird kurz erläutert wie Facebook als soziales Netzwerk Raum für Angriffe auf soziale Identität schafft. Anschließend soll mithilfe von Henri Tajfel und John C. Turners Theorie der sozialen Identität (1986) sozialpsychologisch erklärt werden, wie die wahrgenommene Bedrohung und Einstellungen der Out-Group unterschiedliche Bewältigungsstrategien hervorrufen. Basierend auf der Forschungsliteratur (z.B Fujioka, 2005) kann der mediale Angriff die Identität von feministischen Frauen triggern und folglich auch die Partizipationsabsicht erhöhen.

Im Rahmen eines Online-Experiments wurden 146 Frauen auf ihre feministischen Einstellungen untersucht und nach Rezeption eines Facebook-Posts zum Weltfrauentag nach deren Einstellung zum Bedarf kollektiver Handlung hinsichtlich der Gleichstellung von Frauen als auch die konkrete Partizipationsabsicht abgefragt. Beim Facebook-Post handelte es sich um einen konstruierten Artikel der Seite „Spiegel Online“. Dieser wurde entweder mit positiven, oder angreifenden Kommentaren von Männern ergänzt und entsprechend unter den Teilnehmerinnen randomisiert.

Die zentrale Hypothese, dass die negativen Kommentare eine erhöhte Partizipationwahrscheinlichkeit bewirken, musste aufgrund mangelnder Signifikanz verworfen werden. Es konnte ebenfalls nicht bestätigt werden, dass feministischer eingestellte Frauen die Kommentare negativer empfinden als weniger feministisch eingestellte. Lediglich wurde bestätigt, dass die feministische Identität an sich zur erhöhten Partizipation führt, dies lässt aber den Kontext des medialen Angriffs außen vor. Trotzdem sollte man nicht ausschließen, dass sich die mediale Darstellung der Ingroup (feministische Frauen) und speziell der Angriff durch Outgroup-Mitglieder (beispielsweise antifemistische Männer) auf die Partizipationsbereitschaft auswirkt.