transfer 10(4) » Rezeptions- und Wirkungsforschung

Ein geschlossener Markt?

Chancen für die Neugründung einer regionalen Tageszeitung

Der deutsche Tageszeitungs-Markt ist in Bewegung. Nach Jahrzehnten mit nur vereinzelten, erfolgreichen Neugründungen erscheinen Blätter wie ‚Welt kompakt‘ im Tabloid-Format auf der Bildfläche. Zudem rücken Gratiszeitungen in Deutschland wieder in die nahe Zukunft.

Motor für die Veränderungen auf dem Zeitungsmarkt ist jedoch weniger die Innovationsfreude der Zeitungsverleger, sondern die tendenziell sinkende Reichweite vor allem unter jungen Mediennutzern sowie die intra- und intermediäre Konkurrenz. Hinzu kommen gesellschaftliche Trends wie Individualisierung, Mobilität und Urbanisierung, die eine Herausforderung für die Verleger von (insbesondere regionalen) Tageszeitungen darstellen.

Die Arbeit fragt angesichts sinkender Reichweiten einerseits und neu gestarteter Tageszeitungs-Projekte andererseits danach, wie eine neue Regionalzeitung inhaltlich und formal gestaltet sein müsste, um die Erwartungen derzeitiger und ehemaliger Tageszeitungs-Leser zu erfüllen. Dazu wurden 26 Personen in Gruppendiskussionen und Einzelinterviews befragt und deren Aussagen mit Hilfe theoretischer Modelle zur Mediennutzung sowie Erkenntnissen aus der Zeitungsforschung ausgewertet. Untersuchungsgegenstand ist die Leipziger Volkszeitung.
Die Interviews deuten darauf hin, dass die Mehrheit innerhalb der Stichprobe („die Genügsamen“) keinen Bedarf für eine neue Regionalzeitung sieht, während eine kleine Gruppe („die Anspruchsvollen“) den Wunsch nach einer Alternative äußert und Kriterien für diese neue Zeitung nennt.