transfer 23(4) » Rezeptions- und Wirkungsforschung

Ein Einblick in die Medienwelt rechtspopulistischer Bürger mit Fokus auf deren Mediennutzung, Medienvertrauen & Medienbewertung

Qualitative Leitfadeninterviews mit AfD-Wählern

Die Relevanz des Themas begründet sich unter anderem mit der Zunahme von Intensität und Umfang populistischer Einstellungen in Deutschland. Dies zeigt sich beispielsweise auch an der wachsenden Anhängerschaft der AfD. Es gibt einige Studien, die einen Zusammenhang von Medienfeindlichkeit und populistischen Einstellungen belegen. Eine negative Einstellung gegenüber Medien kann gefährliche Folgen haben, da Journalismus beispielsweise eine wesentliche Rolle in der Förderung einer funktionierenden Gesellschaft spielt. Eine positive Einstellung und Vertrauen in die Medien sind folglich besonders wichtig. Mit diesem Hintergrund besteht das Ziel dieser Bachelorarbeit darin, einen tieferen Einblick in die Medienwelt rechtspopulistischer Bürger zu erlangen. Hierbei sollen besonders die Bereiche Mediennutzung, Medienvertrauen und Medienbewertung genauer betrachtet werden.

Den theoretischen Rahmen bilden unter anderem drei Populismusdimensionen. Im weiteren Verlauf werden beispielsweise die einzelnen Mediengattungen sowie die Begriffe Medienvertrauen und Medienbewertung genauer definiert. Im Hinblick auf die drei Bereiche Mediennutzung, -vertrauen und -bewertung wird in den einzelnen Kapiteln eine Verbindung von populistischen Einstellungen mit einer medienfeindlichen Wahrnehmung erläutert. Es werden außerdem theoretische Ansätze wie z. B. „kognitive Dissonanz“, „Filterbubble“ und „Hostile-Media Perceptions“ angesprochen.

Als methodische Umsetzung wurde ein qualitatives Forschungsdesign gewählt. So wurden 10 AfD- WählerInnen mittels eines halbstandardisierten Leitfadeninterviews befragt, um einen tieferen Einblick in die Medienwelt rechtspopulistischer Bürger zu gewährleisten.

Die Ergebnisse zeigen auf, dass die in dieser Bachelorarbeit befragten Rechtspopulisten sichtlich unzufrieden mit den Medien und der Regierung sind. Im Hinblick auf die Mediennutzung konnte ermittelt werden, dass die Befragten zwar Alternative Medienangebote nutzen, diese jedoch als Ergänzung rezipiert werden. Trotz großer Kritik an traditionellen Medien – insbesondere den Öffentlich- Rechtlichen – werden auch diese genutzt. Obwohl sich das Medienvertrauen der Befragten hinsichtlich einiger Medienangebote unterscheidet, ist es insgesamt stark erschüttert. Die interviewten AfD- Wähler nennen eine Vielzahl an Kritikpunkten hinsichtlich der Medien. Am häufigsten genannt wurden mangelnde Objektivität sowie eine fehlende Ausgewogenheit.
In dieser qualitativen Arbeit können keine kausalen Zusammenhänge hergestellt werden. Trotzdem legen die Ergebnisse die Vermutung einer Verbindung von populistischen Einstellungen und Medienfeindlichkeit sehr nahe.

Die geschilderte negative Wahrnehmung der Medienwelt von den befragten AfD Wählern kann gefährliche Auswirkungen haben. Die geäußerte Kritik findet in keinem konstruktiven Rahmen statt. Außerdem vertreten die Befragten teilweise Ansichten, die nicht mit dem Grundgesetz in Einklang zu bringen sind. Ihre Erwartungen und Forderungen den Medien gegenüber sind zum Großteil nicht vereinbar mit dem Auftrag des Journalismus. Da Journalismus eine so bedeutende Rolle für die Gesellschaft spielt, sollten jedoch zukünftig Lösungswege gefunden werden um bei allen Teilen der Bevölkerung Vertrauen in die Medien wiederherzustellen.