Ausgerechnet auf deutschem Boden, auf „mit Blut durchtränkter Erde“, blühte zwischen 1945 und 1950 ein letztes Mal europäisch-jüdisches Diaspora-Leben auf. Rund 250.000 Juden lebten in dieser Zeit in Westdeutschland, zum größten Teil in der US-Zone. Diese ‚Displaced Persons‘ (DPs) saßen in Deutschland fest, konnten erst 1948 nach und nach ins neu gegründete Israel auswandern. In diesem Zustand der ‚Zeitweiligkeit‘ initiierten die jüdischen DPs in der US-Zone Selbstverwaltungsorgane und gründeten Schulen und Bibliotheken, Sportklubs und Theatergruppen. Und: Sie brachten eigene Zeitungen in jiddischer Sprache heraus.
Eine davon war die Bamberger Regionalzeitung ‚Undzer Wort‘ (Unser Wort), erschienen von März 1946 bis Dezember 1947. Erstmalig werden die Publikationshintergründe, d.h. die Rahmenbedingungen und die Entstehungsverhältnisse, der DP-Presse im Allgemeinen und von ‚Undzer Wort‘ im Besonderen erforscht.
Den Schwerpunkt der Untersuchung bildet die qualitative Analyse der Inhalte der 85 Nummern von ‚Undzer Wort‘. Sie bezieht zeitgeschichtliche Hintergründe mit ein und zeichnet Entwicklungen im Blatt nach. So gewinnt sie Rückschlüsse auf die Kommunikationsinteressen der DPs und die Funktionen der DP-Presse.
Die Arbeit will ein Anstoß sein für die weitere kommunikationswissenschaftliche Aufarbeitung dieses bislang unbeachteten Teils der Lizenzpresse.
„Ein Beweis, dass wir da sind!“
Die jiddische Wochenzeitung 'Undzer Wort' - Kommunikationsstrukturen und -interesse von Displaced Persons