Diese explorative Zeitungsanalyse zum Thema Eurokrise untersucht, wie europäisiert die deutschen Zeitungen FAZ und SZ sowie die französischen Zeitungen Le Monde und Le Figaro über den Euro-Gipfel im Juni 2012 berichteten. Dazu wurden 23 Beiträge mit Hauptthema Verhandlungen und Beschlüsse des Gipfels an den Tagen vom 29. und 30. Juni ausgewählt. Im Forschungsinteresse der Arbeit standen die folgenden drei Leitfragen: (1) Sind die landestypischen Muster der vertikalen und horizontalen Europäisierung in der deutschen und französischen Presse deutlich zu erkennen? (2) Wie ähnlich sind sich die Berichte zum Euro-Gipfel in der deutschen und französischen Presse? (3) Sind in den Zeitungsartikeln Formulierungen der kollektiven Identität vorhanden und in welchem Verhältnis stehen sie zu solchen nationaler Identität? Diese wurden jeweils anhand entsprechender Indikatoren analysiert. Die landestypischen Muster der Europäisierung waren horizontal deutlich zu erkennen, vertikal jedoch nicht. Die Berichte ähnelten sich sehr in Bezug auf die Deutungsrahmen der Artikel, die Relevanzstruktur der Themen, die Diskurskoalitionen unter den Gipfelteilnehmern und die Rechtfertigungen zu den Beschlüssen. Formulierungen der kollektiven, europäischen Identität kamen nur sehr selten vor im Vergleich zu nationalen Kollektiven. Die Analyse und ihre Befunde lieferten die Grundlage für eine Hypothesenbildung als Antwort auf die Leitfragen.
Durch die Eurokrise zu mehr Europa?
Wie europäisiert deutsche und französische Zeitungen über den Euro-Gipfel im Juni 2012 berichten.