Gerade in aktuellen Zeiten, welche geprägt sind von unterschiedlichen politischen Entwicklungen, fällt in Deutschland vor allem die DDR wieder stärker in das Blickfeld. Rechtspopulismus und -extremismus werden in den Medien häufig als dominante Tendenz insbesondere im Osten dargestellt und problematisiert. Immer wieder wird dabei ein Rückbezug zur ehemaligen DDR geschaffen. Trotz der Feier des 30-jährigen Mauerfalls und des Jubiläums der 30-jährigen Wiedervereinigung stellt sich die Frage, was für eine Relevanz die deutsche Geschichte, speziell die DDR, noch für die Individuen hat. Besonders der bayerische Gymnasiast, der zudem noch eine zeitliche und räumliche Distanz aufweist, ist hierbei von Bedeutung. Es geht um die Frage, ob vor allem Massenmedien und die aktuelle politische Situation einen Einfluss auf das DDR-Bild und die Sichtweise der heutigen neuen Bundesländer von eben diesen Schülern haben und ob die DDR und der heutige Osten überhaupt eine Relevanz für sie hat.
Theoretische Grundlage stellt vor allem die Studie „Wir haben freier gelebt“ (2013) von Michael Meyen dar, in der unter anderem verschiedene Typologien der Haltung gegenüber der DDR herausgearbeitet wurden. Auch Klaus Schroeder beschäftigte sich im Jahre 2008 in seiner Studie „Soziales Paradies oder Stasi-Staat?“ mit dem DDR-Bild speziell in Bezug auf Schüler. Zur näheren Erläuterung von Erinnerung und Geschichte ist die Theorie des „kollektiven Gedächtnis“ von Jan und Aleida Assmann aufgegriffen und mit dem Einfluss der Massenmedien erweitert worden.
Anhand einer qualitativen Inhaltsanalyse leitfadengestützter Interviews mit acht Schülern der elften Klasse eines bayerischen Gymnasiums bei München sollte dieses Thema genauer analysiert werden. Insgesamt ist in dieser Untersuchung deutlich geworden, dass Massenmedien und die aktuelle politische Situation zwar einen großen Einfluss auf die Meinungen der Schüler bezüglich der neuen Bundesländer haben, jedoch in Bezug auf das DDR-Bild unbedeutend sind. Hier hat besonders der Unterricht den größten Einfluss. Die ehemalige DDR als auch der heutige Osten werden von den Jugendlichen als negativ bewertet. Die Schüler sind sich bewusst, einen geringen Kenntnisstand vor allem in Bezug auf die DDR zu haben, wollen jedoch sowohl über die DDR als auch über den heutigen Osten mehr Informationen erhalten, um sich ein differenzierteres Bild machen zu können. Beide Thematiken haben für die Schüler trotz allem einen hohen Stellenwert und sollen detaillierter in der Gesellschaft behandelt werden.